Selbstversuch: Der aufregungsfreie Tag

Ich sag nur: attitude keeps you alive!

Als ich heute früh gleich nach dem Aufwachen schon dazu tendierte, mich das erste Mal aufzuregen, beschloss ich kurzfristig und versuchsweise, heute einen aufregungsfreien Tag einzulegen, um ein Bißchen gelassener zu werden.

Ich finde es nämlich auf Dauer echt anstregend, mich aufzuregen und kontra-produktiv noch dazu, wenn man etwas verändern will. Das Aufregen an sich macht meiner Erfahrung nach die Sachen, über die ich mich aufrege, nicht weg und es verändert sie auch nicht, sondern amplifiziert sie eher noch. Die Aufreger kleben dann oft gnadenlos unter meinen emotionalen Schuhen – egal wo ich lang laufe. Eine Riesensauerei ist das immer!

Ich beschloss also herausfinden, ob ich es selbst steuern kann, das mit dem Aufregen, statt ständig auf irgendwelchen Aufregungs-Reize zu reagieren.

Das Prinzip aufregungsfreier Tag: Ego @ Urlaub

Als erstes musste mein Ego sich mal entspannen und damit einverstanden sein, mal einen Tag lang die Klappe zu halten. Das war ein schwieriges Gespräch, was wir da zunächst hatten, ich gebe zu, dass ich auch Bißchen mein Entspannungsmantra HUUUUUUUU gesungen habe, um mein Herz zu öffnen und mein Ego einzulullen…, als ich dann schließlich mit dem Flugticket wedelte, mit dem das Ego in Urlaub fliegen würde einen ganzen Tag lang, war die Sache dann geritzt. Dazu aber weiter unten noch mehr…

In Sachen Meckern gibt es kein hohes Niveau

Wenn ich mich so umsehe in meiner Welt, dann bin ich wohl nicht die Einzige, die sich im Alltag öfter mal aufregt, innerlich, äußerlich, öffentlich.

Das Aufregen was ich meine, ist eher das innere Aufregen, nicht nur das ausgedrückte. Man kann’s manchmal an der Nasenspitze sehen, wieviel von dem Aufreger-Hormoncocktail gerade im Blut unterwegs ist, egal, ob man sich selbst zerfleischt in Gedanken oder mehrfach täglich mentale Morde begeht mit den Bosheiten, die man so denkt und manchmal auch sagt in seiner Aufregung. Ich bin da keine Ausnahme (das Wort FUCK (you) ist seit gut 15 Jahren auf Platz eins meiner Aufregungsliste) und ich glaub, das macht auf die Dauer unwirsch und krank.

Wenn es im Inneren den ganzen Tag heißt „Hättste nur…!“, „Hättste bloß nicht!“, „Mann, jetzt hast das schon wieder vergessen!“, „Äh, ist der blöd oder was?“, „Jetzt stell dich nicht so an!“ etc., dann kann man da ab 45 auch mit Botox nix mehr richten. Die Falten, die das Rummeckern und Aufregen verursacht, sind dann wahrscheinlich karmisch;-).

Wieso regt man sich überhaupt auf?

Ein springender Punkt beim sich Aufregen scheinen die Meinungen zu sein, die man so von den Dingen des Lebens hat. Und die Haltung, die man anders gestrickten Menschen entgegen bringt. Die Mischung aus beidem in Verbindung mit unserer emotionalen Disposition macht dann den Grad der Aufregung aus, MEINE ich.

Auch wenn viele Leute behaupten, sie hätten das Patentrezept für ein relaxtes Leben, so lassen sich viele von diesen Rezepten eben nicht mal einfach so umsetzen for ever.

Weil vor der Veränderung des Fokus, der eigenen Meinung oder Haltung zunächst einmal gewisse Erfahrungen gemacht werden müssen. Und das braucht nunmal Zeit. Zeit, in der man eben noch ein enges Bewusstsein und enge Meinungen im Hirn hat, die einen sich aufregen lassen.

Da mussten also heute andre Mittel her, um im Hier und Jetzt gaaaaanz  ZEN zu werden – no matter what. Und auf diesem „no matter what“ lag heute die Betonung, denn es ging bei dem Versuch ja nicht drum, Alltagsärgernissen aus dem Weg zu gehen, sondern mitten rein zulaufen, OHNE mich aufzuregen.

Patentrezepte gibt es nicht. Aber meine Haltung kann ich selber wählen.

Ich hab im Laufe der Jahre ja schon von so vielen tollen Strategien gehört, mit denen man „einfach durch einen Fokuswechsel“ gaaaanz entspannt und tolerant wird. Aber bei mir klappt das nicht immer, ich denk IMMER an blaue Elefanten, wenn ich mir vorgenommen habe, sie zu ignorieren:-)

Da es mir in manchen Lebenslagen einfach (noch) an der nötigen Erfahrung fehlt, kann ich eben oft nicht einfach den Hebel umlegen und eine andere Meinung haben.

Ich kann mich sehr wohl dafür entscheiden, mich mal einen ganzen Tag lang über NICHTS aufzuregen, ganz egal, was es ist. Gesagt getan.

Radikal und wirksam: Emotionale Entgiftung

Einen aufregungsfreien Tag kann man sich in etwa so vorstellen, wie eine Entgiftungskur: ähnlich wie bei einer körperlichen Fasten/Entgiftungskur, werden über die Kur-Phase im Körper keine Giftstoffe mehr zugeführt, sondern nur gesundes Zeug. Dies triggert dann auch die körpereigene Entgiftungsmechanismen und so entgiftet man schön strukturiert und gezielt mit dem Effekt, dass man seinen Körper bis auf die Zellebene reinigen kann.

An einem aufregungsfreien Tag macht man das Gleiche mit dem Verstand und den Emotionen: man sieht die fetten Meinungs- und Urteils-Fritten zwar noch träge vorbeischlurfen, man isst sie aber nicht mehr, man nimmt sie wahr, aber man greift sie nicht mehr auf, weder mental, noch emotional.

Stattdessen holt man fröhliche 2. Klässler von der Schule ab, lacht sich über sich selbst schlapp, hört schöne Musik und nimmt ausreichend flüssige Humoreinheiten zu sich, das entgiftet schön. Ich hab es am vielen Kichern heute gemerkt, dass da was rausgespült wurde:-).

Der aufregungsfreier Tag – Versuchsablauf:

-Man finde den Ego-Aus Knopf in seinem Bewusstsein und entscheide sich bewusst,  einen aufregungsfreien Tag einzulegen

-Man setze das Ego auf einen inneren Flug an einen warmen, gechillten Ort, an dem alles „gut“ (und egal sowieso) ist, und laufe schließlich so wie immer durch den Tag

-Man beobachte


Während GfK-ler wahrscheinlich noch nach den unbefriedigten Bedürfnissen suchen, die hinter einer Aufregung stecken, habe ich heute mal probiert, ob man das Unkraut nicht gleich mit der Wurzel ausrupfen kann. Und stellte fest: yes, I can.

Im Alltag wach zu sein, alles mitzubekommen, was einen betrifft, Dinge zu gestalten, all das fällt ja nicht weg, an einem aufregungsfreien Tag. Es läuft nur alles viel klarer, positiver und vor allem entspannter ab, als wenn die Emotions verrückte Dinge von einem Verlangen, für die man in 2084 vielleicht schon ins Gefängnis kommen könnte, weil sie dem „Wohl des Ganzen“ entgegenlaufen, welches heute noch nicht alle Menschen auf dem Schirm haben, was aber doch schon am Horizont dämmert:-).

I’ve got the power to chose my attitude

Es war mir heute morgen schon klar, dass ich heute  die Alltags-Aufregeungssituationen-Breitseite bekommen würde, was mir sehr recht war. Denn: so konnte ich den ganzen Tag lang immer wieder beobachten, wie der Aufruf zum Aufregen in meinem Verstand ertönte…

„Trötrötröööööt: Achtung Achtung!!! Ein Humanoid hat soeben die Regeln unseres Weltbildes verletzt! Achtung Achtung!! Alle Mann an Deck! Captain Ego, sollen wir die Laserkanone in Stellung bringen?   Wir werden von Supermarktkassiererinnen angegriffen, es sind 3 auf Nord/NordWest.“

Ich lauschte auf eine Antwort, aber da war NICHTS zu hören. Ego lag friedlich an dem warmen, chilligen Ort, an dem alles gut (und egal sowieso) ist.

Hach, ist das ein friedlicher Tag gewesen! Großartig! Ich hab den ganzen Tag nur gegrinst:-) Leute, ich hab heut den Stein der Weisen gestreichelt Ich kann es steuern! Großartige Selbsterkenntnis für ein emotionales, impulsives, affektives Löwemädchen, wie mich.


Lustige Wachträume am Straßenrand- Supermarkt wieder mal als interessante Teststrecke

Mich hat also heut nix aus der Ruhe gebracht und ich hab gegrinst, als mich wieder einmal jemand bei Facebook markiert hatte, als ich sah, dass ein Honorar noch nicht auf meinem Konto eingegangen war, als ich realisierte, dass ich in der langsamsten Supermarktkassenschlange stehe und als die Kassiererin sich gleich 3 mal vertippte, als ich eine Datei versehentlich gelöscht hatte und auch als der Hund mal wieder an den Blumkübel pinkelte. Und ich hab heute auch gegrinst, als ich die leeren weißen Blätter mitbezahlen musste im Kopierladen und noch zig mal mehr:-).

Der aufregungsfreie Tag: Von der Tragödie zur Komödie

Meine Freunde wissen, dass ich Wachträume liebe. Synchronizitäten, Situationen, die mir wie auf einer Leinwand zeigen, was in meinem Inneren gerade los ist. I LOVE it! Botschaften aus dem Unterbewusstsein live und in Farbe sozusagen. Man muss natürlich hinsehen, wenn diese auf die Bühne treten. Wie schon der gute alte C.G. Jung wußte.

Und man glaubt es kaum: auf dem Heimweg vorhin laufe ich gleich bei mir um die Ecke quer durch ein Filmset. Da standen zig Wohnwagen, Caterer und Kamerakran-Laster rum etc und auf meine Frage, was denn da los sei, sagte mir einer von der Crew, man drehe dort gerade eine Komödie für’s Fernsehen.

Muaaahaha:-))))) Eine Komödie!!! Genialer Wachtraum, passt heute -an meinem aufregungsfreien Tag- wie Arsch auf Eimer! Großartig!

EIN FAZIT: Leute, lasst die Sonne rein und schickt das Ego mal für einen Tag auf die Insel, es lohnt sich! Es freut sich Meines sehr, steht auf der Postkarte, die vorhin ankam, denn es konnte endlich auch mal abschalten und die Seele baumeln lassen.

Fühle mich heute wie ein Fraktal🙂 Tolles Gefühl!

Und ich glaub, ich werde jetzt für den Anfang den Mittwoch zum aufregungsfreien Tag der Woche machen und mich nach und nach steigern, bis ich mich dann irgendwann ganz aufgelöst habe, hehe:-). Der Mittwoch eignet sich super bei mir, weil da immer schon morgens um halb 8 die Müllmänner herumlärmen. Super easy Wednesdays, that’s it!

P.S.: bis jetzt -22Uhr- ist kein Aufregklassiker mehr passiert und ich vermute, ich habe heute eine Schallmauer durchbrochen! Ping.

 

Weiterführende Beiträge:

Erfahrungsbericht Emotionale Entgiftung im fiftyfiftyblog

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Eine Antwort to “Selbstversuch: Der aufregungsfreie Tag”

  1. Emotionale Entgiftungskur: Ein Erfahrungsbericht von Soniadeluxe | fiftyfiftyblog Says:

    […] ich kürzlich in meinem Blog speaking up! berichtete, hatte ich geplant, versuchsweise einen aufregungsfreien Tag pro Woche einzurichten. Ich […]

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